Therapie-Werkstatt für Schlaganfall-Patienten

"Therapie-Werkstatt" für Schlaganfall-PatientenEndlich wieder selbstständig eine Toilette benutzen, einen Einkaufswagen schieben, die Leiter hoch klettern, Fahrrad fahren ,wieder in einem Ruderboot über dem Wasser gleiten oder sich einfach wieder einmal auf eine Sommerwiese legen zu können.

Daß sind Ziele der Schlaganfall Betroffenen Menschen in der Therapie-Werkstatt gewesen. Spätestens jetzt wurde jedem bewußt, was für ein schwerer Schicksalsschlag der Schlaganfall ist, nicht nur für die Betroffenen sondern auch für die Angehörigen. Hier kann nur ein individuelles, gezieltes Therapieangebot mit alltagsorientierten Zielen Hilfe bringen, um die große Regenerationsfähigkeit des Gehirns wieder zu aktivieren.

Am Dienstag, den 10. Mai 2011 war der Tag gegen den Schlaganfall. Seit 1999 wird er von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe organisiert und Aufklärungs- und Informationsveranstaltungen durchgeführt.

Die Therapie-Werkstatt fand zu diesem Anlaß im Perzeptionshaus in Hainburg statt. Es handelt sich hier um ein Therapiezentrum und Fortbildungsstätte für Schlaganfall-Rehabilitation im Rhein-Main-Gebiet ( bei Hanau ).

Somit haben sich an diesem Tag 6 Schlaganfall-Betroffene und 12 Neurologische Fach-Physiotherapeuten im Rahmen einer 5 tägigen Weiterbildung zusammen gefunden. Das übergeordnete Ziel war dabei die Verbesserung der Lebensqualität. Jeweils 2 Therapeuten arbeiteten 2 Stunden mit einem Schlaganfall-Patienten.

Zuerst wurde ein Persönlichkeits-Profil erstellt und die jeweilige Wohnsituation mit den Umgebungsfaktoren erfragt. Damit wurde die Basis gelegt um auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen einzugehen. Da das Alter der betroffenen Menschen zwischen 39 und 78 Jahren und die Behinderungen unterschiedlich waren, sind die Zielsetzungen im Alltag individuell verschieden gewesen.

Jetzt wurde in der „Werkstatt“ die Frage gestellt: Was kann denn der betroffene Mensch noch alles an Fähigkeiten und Fertigkeiten? Welche Potentiale sind vorhanden? Erst nach der Beantwortung dieser Fragen konnte eine genaue, realistische und zeitlich begrenzte Zielformulierung stattfinden. Dabei wurden auch die eventuellen Hilfsmittel und Umbau-Maßnahmen im häuslichen Umfeld mit einbezogen. Es wurden mit Kreativität und Flexibilität kostengünstige Lösungen gefunden.

Nun konnten die speziell ausgebildeten Physiotherapeuten ihre „Werkzeugkiste“ auspacken um mit entsprechenden Techniken und Aktivitäten die Voraussetzungen ein Mehr an Selbständigkeit im Alltag zu schaffen.

Grundlage der Therapie ist das Bobath-Konzept, ein bewegungstherapeutische Ansatz, für Menschen nach einem Schlaganfall. Benannt ist es nach den Entwicklern Berta und Karel Bobath. Seit mehr als 60 Jahren gehört das Konzept mit zu der erfolgreichsten und weltweit am häufigsten eingesetzter Therapieform für Schlaganfall-Betroffene.

Am Ende des Tages sah man müde aber sehr zufriedene und hoffnungsvolle Gesichter, sowohl bei den Therapeuten sowie den Betroffenen. Jeder noch so kleine Schritt macht wieder Mut um den nächsten Schritt zu gehen.

Initiator der Veranstaltung war der Schlaganfall-Experte und Leiter des Perzeptionshauses Helmut Gruhn. Er entwickelte eine ambulante Schlaganfall-Intensiv-Rehabilitation, das „Back to life“ Konzept. Dabei sind die Therapiezeiten länger und erfolgen in kürzeren Abständen als bei normalen physiotherapeutischen Behandlungen. Ziel von „Back to life“ ist es, an einem selbstbestimmten Leben mit einem hohen Maß an Selbständigkeit wieder teilzunehmen.