Je früher Therapie- desto schneller Lebensqualität

Je früher Therapie desto schneller LebensqualitätJe früher Patienten mit Schlaganfall mit der Physiotherapie starten, desto eher erlangen sie ihre Gehfähigkeit zurück. Darauf weist die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft (DSG) hin und beruft sich auf eine australische Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Stroke“ erschienen ist.

Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie empfehlen die Experten, dass die Patienten bereits in den ersten 24 Stunden nach dem Schlaganfall das Bett erstmals verlassen sollten, und sei es auch nur für einen kurzen Moment. Langes Liegen führe zu Muskelabbau und schwäche Herz und Kreislauf. Es sei nicht nur aus medizinischen Gründen wichtig, die Patienten wieder möglichst rasch zu mobilisieren. „Auf den eigenen Beinen zu stehen, bedeutet für die Patienten Unabhängigkeit und Lebensqualität“, betonte Joachim Röther, Erster Vorsitzender der DSG und Chef-Neurologe an der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona, in einer Pressemitteilung der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft. „Viele der beim Schlaganfall ausgefallenen Funktionen werden allmählich von benachbarten Hirnregionen übernommen“, so Röther weiter. „Wir glauben, dass ein frühes Training diesen Prozess nur unterstützen kann.“

Nur dreieinhalb Tage für die ersten 50 Meter
Die australische Studie, an der 71 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 74,7 Jahren teilnahmen, konnte nun erstmals beweisen, dass die frühe Mobilisierung erfolgreich und sicher sei. Während der Untersuchung hatten sich ein Physiotherapeut und eine Krankenschwester in den ersten 14 Tagen in der Klinik intensiv um die Patienten gekümmert. Mit dem Ergebnis, dass diese früher wieder auf den Beinen waren: Sie benötigten im Durchschnitt nur dreieinhalb Tage, um die ersten 50 Meter zu gehen. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe schafften dies dagegen erst nach sieben Tagen.

Zudem konnte ein Drittel der Patienten aus dem Krankenhaus direkt nach Hause entlassen werden – ohne weitere Reha-Maßnahme. „Unter der herkömmlichen Behandlung schaffte dies nur jeder vierte Patient“, berichtete Röther. Auch bei den Nachuntersuchungen nach drei Monaten und einem Jahr waren die Ergebnisse günstiger. Die durch den Schlaganfall geschwächten Arme und Beine waren kräftiger, und die Patienten kamen besser im Alltag zurecht.

Frühe Mobilisation auch in Deutschland bereits Standard
Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft weist daraufhin, dass die frühe Mobilisation durch ein professionelles Team innerhalb der ersten 24 Stunden auf zertifizierten Stroke Units in Deutschland bereits zum Standard gehöre. „Wir haben diesen Ansatz konsequent in die Behandlung auf unseren Stroke Units eingebunden. Die Studienergebnisse tragen dieses Konzept nun eindeutig mit und zeigen, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben”, ergänzte Professor Dr. med. Martin Grond, DSG-Vorstandsmitglied und Chefarzt am Kreisklinikum Siegen.

Quelle: unternehmen praxis 02-2011