„Schlaganfall unter dem Christbaum“

Schritt für Schritt zurück ins neue Leben

Weihnacht 2015 wird unvergessliches bleiben!
Christian Theel wurde wie aus heiterem Himmel vom Schlag getroffen. „Danach konnte ich weder Sprechen, Essen, Trinken noch Laufen“ berichtet er. Statt Gänsebraten und Wein ging es nun mit Blaulicht auf die Schlaganfall-Intensiv-Station nach Offenbach. Von eben auf jetzt wurde ein ganzes Leben auf den Kopf gestellt!

Stationäre Reha.

Zehn Tage war der 70 jährige Dietzenbacher im Sana-Klinikum und danach drei Monate in einer Reha-Klinik. Die bange Frage war, wie wird es nun weitergehen? Obwohl er die ganze Zeit Physio-, Ergo- und Sprachtherapie bekam, hatte Christian immer noch wenig Selbstständigkeit erlangt. Essen, Trinken und Sprechen funktionierten nicht. Ständig verschluckter er sich am eigenen Speichel, hustete und räusperte sich, eine lebensgefährliche Situation! Zur künstlichen Ernährungs-Versorgung musste ihm eine Sonde in den Bauch operiert werden. Das war die Höchststrafe für den Genussmensch Theel!

Pflegeheim oder Eigenheim.

Im Rollstuhl, einem Schlauch im Bauch und vielen guten Wünschen ging es nach Hause!
Die Wohnung im ersten Stock wurde über die Treppe im Tragetuch mit drei Sanitätern erklommen. Ein Aufzug ist nicht vorhanden und Umzug nicht möglich!

Normal wäre solch‘ ein Schicksal ein Fall für das Pflegeheim. Aber als es um die Frage nach dem zukünftigen Aufenthaltsort ging, war es für seine Frau ganz selbstverständlich, dass er wieder nach Hause kommt!
Hier war es erstmal recht stressig. Das Tagesprogramm war der ständige Wechsel vom Bett in den Rollstuhl und wieder zurück. Den ganzen Tag hing er an seiner flüssigen „Astronautenkost“. Der Pflegedienst musste zweimal täglich kommen.

Zurück ins neue Leben-„Back to life“.

Zufällig hatte seine Frau in Offenbach Post einen Bericht von dem Physiotherapeuten Helmut Gruhn und seinem „Back to life“-Schlaganfall-Konzept gesehen. Gruhn therapiert seit über 30 Jahren ausschließlich Schlaganfall-Betroffene in seinem ambulanten Therapie-Zentrum „Perzeptionshaus“ in Hainburg.

Das Back-to-life-Konzept ist ein Intensivkonzept zur Therapie von Schlaganfall-Patienten, das von Helmut Gruhn entwickelt wurde. Dabei sind die Therapiezeiten länger und erfolgen in kürzeren Abständen als in der „normalen“ Physio-Therapie. Grundlage dabei ist das Bobath-Konzept, ein rehabilitativer Ansatz in der Therapie von Patienten mit Schädigungen des Gehirns. Es ist das weltweit am meisten praktizierteste und mit am erfolgreichsten Konzept in der neurologischen Rehabilitation. Ziel dabei ist, die Voraussetzung für einen selbständigen Alltag der Patienten zu schaffen. Deswegen behandelt Gruhn seine Patienten nicht nur im Therapiezentrum, er geht mit ihnen dahin, wo sie sich gerne aufhalten, in ihren Alltag und zu ihren Hobbys.
Zurück ins „neue“ Leben.

Neu-Start beginnt.

Er kam in die Wohnung des Paares nach Dietzenbach.“Ich fand zwei hilflose, verzweifelte Menschen, die aber ganz viel Motivation, Hoffnung und Teamgeist hatten!“ schildert H. Gruhn. Die Voraussetzungen für Therapie in der Wohnung waren optimal.

Jetzt stellte Helmut Gruhn ein Team aus Physio-, Ergo- und Sprachtherapie zusammen.
Alle Therapeuten sind nach dem neuro-spezifischen Bobath-Konzept ausgebildet.
Die Potenziale wurden analysiert und die aktuellen alltagsorientierten Ziele definiert.

Von diesem Teamgeist war Herr Theel’s Frau sehr beeindruckt! Herr Theel konnte innerhalb kurzer Zeit schon ohne Hilfe auf seinen Füßen stehen und erste Schritte wagen! Was vorher undenkbar war. „Da fühlte ich, hier sind wir gut aufgehoben“, so seine Frau.

Inzwischen läuft er ohne Hilfe die Treppe hoch, beim Runtersteigen braucht er noch etwas Unterstützung. Damit ist seine Lebens-Mobilität wieder deutlich größer geworden!

Endlich wieder Essen und Trinken!

Obwohl die Prognosen für Christian anfangs denkbar schlecht waren, haben die Beide nun ganz andere Erfahrungen gemacht! Der Fortschritt wurde deutlich sichtbar.

Nach zwei Jahren konnte die Sonden-Ernährung endlich entfernt werden: Ebenso entwickelt sich das Sprechen zunehmend positiver.

„ Früher waren wir oft in Urlaub, seit drei Jahren nicht mehr, aber wir fangen an, wieder Pläne zu machen. Christian war beruflich in leitender Position bei einer Bank, im Vorstand einer Partei und war nie ein Typ, der sich ruhig hingesetzt hätte“, berichtete seine Frau.

Aus Dankbarkeit über das mehr an Lebens-Qualität, wurde nun das ganze Therapeuten-Team zum Essen eingeladen. Dabei hat Herr Theel mit viel Lust seinen ersten Hackbraten wieder „schmecken“ dürfen.

„Therapeuten-Konferenz“. Der Patient, Christan Theel, im Mittelpunkt mit Physio-Ergo- Sprachtherapeuten und dem Therapie-Organisator Helmut Gruhn

Nie aufgeben.

Die beiden leben jetzt 22 Jahre miteinander, die harte Zeit nach dem Schlaganfall hat sie enger zusammen gebunden, aber auch an Herrn Theel’s Frau gezehrt: „Das hat mich viel Kraft und Anstrengung gekostet.“ In der Wohnung ist nun endlich das Pflegebett raus und der Aufsatz für die Toilette wird nicht mehr gebraucht. Nur die Haltegriffe an der Badewanne sind noch nötig.

Wieder Laufen.

Das Ziel von Christian ist, wieder selbstständig laufen zu können. Noch fehlt es ihm am Gleichgewicht. „Die Bewegungen von Herr Theel sind noch langsam. Die Gesichts-Mimik ist inzwischen zurück. Er konnte zwei Jahre lang nicht sichtbar lachen. Nur an seinen Augen hat man gemerkt, dass er einen schelmischen Humor hat“, erläuterte Helmut Gruhn. Er läuft in der Wohnung mit einem Stock und deckt wieder den Frühstücks-Tisch. Bei einer der letzten Sitzungen bei Helmut Gruhn, hat er es zum ersten Mal ohne Stock und fremde Hilfe eine größere Strecke bewältigt.

Ganz aktuell konnte nach 3 Jahre nun Ostern im Urlaub verbracht werden! „Wir sind überzeugt, dass Christian ohne das „Back to life-Konzept“ nicht so weit gekommen wäre. “ brachte seine Frau dankbar zum Ausdruck. Die weiteren Aussichten sind bestens.